Silke Dehling war bereits beim ersten Duell gegen den BVB Kapitänin der Löwinnen (Archiv).

Noch geht es für das Frauenteam der Löwen nicht um Punkte. Trotzdem ist es für die Elf um Kapitänin Silke Dehling so etwas wie das „Spiel des Jahres“. Am Sonntag, 20. August 2023, gastiert Borussia Dortmund an der Grünwalder Straße 114. Anpfiff auf dem Trainingsgelände auf Platz 5 ist um 15 Uhr im Anschluss an das U17-Bundesliga Spiel der Junglöwen gegen den 1. FC Heidenheim (13 Uhr).

Der Vergleich hat eine besondere Historie. Die Frauenteams der beiden Traditionsklubs gründeten sich 2021. Vroni Seemann, mittlerweile Stellvertretende Fußball-Abteilungsleiterin, las von der Gründung, nahm Kontakt per E-Mail mit den BVB-Fußballerinen auf. „Das war noch während Corona. Die Dortmunderinnen waren noch nicht soweit, aber als sie sich organisiert hatten, meldeten sie sich bei mir.“

Und so kam es am 8. August 2021 zum ersten Vergleich zwischen Schwarz-Gelb und Weiß-Blau. Während die Löwinnen schon die ersten Testspiele bestritten hatten, war es für die Dortmunderinnen eine absolute Premiere. Gespielt wurde im altehrwürdigen Stadion Rote Erde, direkt neben dem Signal Iduna Park. 1.300 Interessierte waren gekommen, um die Frauenteams zu sehen, darunter BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball und Edin Terzic, damals noch Technischer Direktor beim BVB. Selbst ein Fernsehteam der ARD war vor Ort, drehte einen Beitrag für die Sportschau. Das Ergebnis war am Ende Nebensache. Die BVBlerinnen gewannen mit 3:1, den Ehrentreffer für die Löwinnen erzielte Veronika Ecker.

„Das war ein Highlight“, schwärmt heute noch Silke Dehling. „Wir durften mit dem Bus unters Stadion fahren und uns in den Katakomben des Signal Iduna Parks umziehen.“ Ein Jahr später standen sich die beiden Teams wieder gegenüber. Dieses Mal in den Kitzbüheler Alpen, genauer gesagt im Waldstadion in Westendorf. Dort bereiteten sich die BVB-Frauen mit einem Trainingslager auf die Saison 2022/23 vor. Bis in die Nachspielzeit führte das Team von Löwinnen-Trainer Mariano Frate nach Toren von Marina Jung und Michelle Brey und dem zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich durch BVB-Torjägerin Ann-Katrin Lau mit 2:1. Dann nutzte Allegra Gerres eine Freistoßsituation zum 2:2 in der 3. Minute der Nachspielzeit. „Das war bitter“, ärgert sich Silke Dehling bis heute. Ihrer Meinung sei das kein Freistoß gewesen. „Wir haben einmal verloren, einmal unentschieden gespielt. Demnach wäre jetzt ein Sieg an der Reihe“, sagt sie selbstbewusst vor dem dritten Vergleich mit den Westfälinnen.

Sie weiß jedoch um die Stärke der Kontrahentinnen. Die spielen mittlerweile in der Landesliga, sind seit der Gründung durchmarschiert. „Ich bin gespannt, wie das Leistungsvermögen der Dortmunderinnen ist. Sie haben sich gut verstärkt und anscheinend den Vorsatz über Bord geworfen, dass nur Spielerinnen, die im Umkreis von 50 Kilometer wohnen, verpflichtet werden dürfen.“

Doch auch das eigene Team sieht die Kapitänin besser besetzt als in der Vorsaison, in der der Aufstieg knapp verpasst wurde. „Wir haben einige Spielerinnen von der U17 von Wacker und Teutonia München bekommen.“, erzählt sie. Zudem sind die Sechzgerinnen durch die Verpflichtung von Kira Winter im Angriff breiter aufgestellt. Zuletzt stürmte sie in der Regionalliga für Wacker München, wollte aber die weiten Fahrten nicht mehr auf sich nehmen. Sie soll Sofia Endrizzi entlasten, die mit ihren 33 Toren in elf Spielen die letztjährige Torschützenkönigin der Kreisklasse war, aber durch einen Handgelenksbruch im Saisonfinale fehlte. Sie wird gegen den BVB wieder mit von der Partie sein, während Kira Winter nach einem Außenbandriss noch nicht einsatzfähig ist.

Seit letztem Sommer trainiert Mariano Frate die 1860-Fußballerinnen.

Trainer Mariano Frate schickt ein gut vorbereitetes Team ins Rennen. Bereits seit Mitte Juli trainieren die Löwinnen, haben auch schon im Kreispokal Pflichtspiele bestritten, weswegen heuer ein Trainingslager nicht in die Planung passte. Alle seien hochmotiviert. „Die Mädels versuchen alles umzusetzen, machen nicht einfach stur nach Schema F, was ich ihnen vorgebe, sondern hinterfragen die Dinge.“ Sie seien auch nicht so wie Männer auf Positionen fixiert, sondern wesentlich flexibler. „Das macht es für einen Trainer einfacher.“

Auch Mariano Frate spricht vor dem Spiel gegen Dortmund von einem „absoluten Highlight für alle gegen einen großen Namen im Fußball. Wir sind optimistisch“, sagt er, obwohl er weiß, dass die Kontrahentinnen ganz anders strukturiert sind. „Da ist alles viel professioneller, die haben ein Budget und festangestellte Trainer, während bei uns alles ehrenamtlich ist.“

So bereiten sich die Frauen des Deutschen Vizemeisters derzeit wieder in Kitzbühel auf die Saison vor, machen auf der Heimfahrt einen Abstecher nach Giesing ans 1860-Trainingsgelände. Die Partie dort auf Platz 5, wo sonst nur die Bundesliga-Teams der Junglöwen spielen oder die Profis trainieren, ist selbst für die Löwinnen ein absolutes Novum. „Uns freut es riesig, dass wir mal am Trainingsgelände spielen dürfen. Das ist auch für uns was ganz Besonderes, das gab es seit unserer Gründung noch nie“, verrät Silke Dehling.

Natürlich wünschen sich die Frauen, dass das Spiel vor einer stattlichen Kulisse stattfindet. Am Eintrittspreis dürfte es jedenfalls nicht liegen. Der beträgt für Erwachsene 2 Euro, Spenden sind aber herzlich willkommen. Im Anschluss an die erste Frauenmannschaft spielt auch die zweite. Anpfiff ist hier um 17.15 Uhr auf dem Kunstrasen gegen die SG DJK Emmerting/TV 1868 Burghausen. Und wie heißt es so schön: „Aller guten Dinge sind drei!“

Teamseite der Frauen

 

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